I call it Ordnung

Über den Sinn von Ordnung und ihre unterschiedlichen Gesichter.

Ganz klar: Projektarbeit besteht aus Ordnung. Alles, was neu angelegt wird, besteht aus vielen Einzelheiten. Und die wollen, wie bei einem Puzzle, geordnet werden.

Das gilt für künstlerische Projekte genau wie beim Texten. Ohne Einleitung kein vernünftiges Ende, ohne Konzept keine fassbare Aussage.

Woraus Gewebe besteht

Das tragende Element muss belastbar sein. Am Webstuhl sind das die Kettfäden. Wenn die nicht strapazierfähig sind, dann kann ich gleich einpacken.

Um genauer zu sein: Im ungünstigsten Fall habe ich die ganzen Vorarbeiten, von Materialauswahl bis zum Einrichten schon geleistet, um feststellen zu müssen, dass die Fäden der Reibung oder dem Zug nicht standhalten.

Unvergesslich

Diese Erfahrung hat mich schon zu Tränen gerührt. Der Ordnung halber habe ich das sogar dokumentiert. Ich finde den zugehörigen Eintrag beim letzten Versuch einer Rettung des Malheurs in meinen alten Aufschrieben wieder.

Was aus der Demonstration des Misslingens vor meinen Kommiliton*innen geworden ist, habe ich leider nicht notiert. Sicher ist: Ich habe daraus gelernt und nie, gar nie wieder ein ungeprüftes Material als tragendes Element gewählt.

Prüfen und Erfahren

Die Kunst des Überprüfens der Belastbarkeit ist ein spezielles Kapitel. Da gibt es Methoden: Der Reibetest, das Vertrauen zum Garnhändler, das Wissen um Materialeigenschaften gehören dazu.

Letztendlich zählt dann die Erfahrung. Die fußt auf vielen, vielen Projekten in verschiedenen Bereichen, die ich mittlerweile realisiert habe.

Lebenslang

Lernen aus Erfahrung ist so ungefähr das Ursystem, mit dem wir alle ins Leben starten. Für mich ist klar, dass sich dieses Lernen das ganze Leben lang hinzieht. Nichts bleibt wie es war, alles ist Veränderung.

Weil nichts bleibt wie es ist, gehöre ich zu denjenigen, die sich immerfort weiteren Erfahrungen und neuen Projekten öffnet und andere dazu ermutigt, eigene Potentiale auszutesten.

Teamwork

Neben den Erfahrungen bei der textilen Projektarbeit in meiner Werkstatt, habe ich das große Vergnügen, künstlerische Projekte im Team zu planen und realisieren.

Auch hier gilt: Die Basis muss stimmen. Ich denke an meine fantastisch verlässlichen Kolleg*innen, mit deren Hilfe schon einige Kunstprojekte in die Umsetzung gekommen sind.

Gemeinsame Grundlage sind eine gute Kommunikation und Ordnung mit System. Aber ganz ehrlich: Wenn ich zur Zeit meinen Schreibtisch betrachte, dann sieht er nur bedingt nach Ordnung aus.

Ganz im Vertrauen auf meine bisher erfolgreich abgeschlossenen Projekte und auf die Mitarbeit meiner Kolleg*innen weiß ich: Auch dieses Chaos führt zu einem guten Abschluß.

Ich nutze dabei verschiedene Systeme: Zusammenarbeit über die Cloud, die Übersicht via Mindmap, den Griff ins Regal an den passenden Ordner, das stetig wachsende Netzwerk an wunderbaren Menschen.

Vergnügt stelle ich fest: Das ist genauso bunt, wie die verschiedenen Ordnungssysteme, in denen die Kassettenbänder zu mir gelangen.

Insgesamt macht mich das zuversichtlich und sicher. Ordnung hat verschiedene Gesichter.

Tüten, Koffer und Kisten

Ich liebe sie, all die Magnetbandspenden, die mich in unterschiedlichen Transportformaten erreichen. Und es beruhigt mich ungemein, dass ich mit meinem Upcycling-Projekt dabei anderen Menschen indirekt zu Ordnung verhelfe.

Besonders spannend ist das Dahintergucken, das Lesen der Titel oder, wenn die Bänder nicht beschriftet sind, das Wissen um die Inhalte durch die Spender.

Menschen!

So spannend die Umsetzung von inhaltsgerechter Gestaltung in Kassettenbandgewebe ist, die Projekte, die in Zusammenarbeit mit meinen Künstlerkolleg*innen entstehen, bereichern mich um ein Vielfaches mehr.

Die gemeinsame Arbeit mit anderen Menschen lässt sich nicht toppen.

Verbandsarbeit

Den größten Mehrwert erfahre ich durch meine Arbeit für den Bund der Kunsthandwerker BW. Ich bin für die Öffenlichkeitsarbeit zuständig, bin eine Schnittstelle des Vereins zum Rest der Welt.

Die Überraschung ist: Ich bin im Moment vor allem beim Ordnen und Sortieren. Und weil ich es nicht mit klappernden Kassettenhüllen zu tun habe, sondern mit leibhaftigen Menschen, geht es sehr kommunikativ zu. Was für ein Vergnügen.

Ein buntes Netzwerk

Die Ordnung, die Struktur des Vereins selbst, lässt sich für mich erst so nach und nach erkennen. Wer für was, mit wem, wann und warum: Das alles liegt wie ein bunter Haufen vor mir und entpuppt sich nach und nach als riesiges Potential.

Die Ordnung, denke ich, wird sich so nach und nach einstellen, egal welche Form sie hat. Ich schaue zuversichtlich in eine Zukunft voller neuer Erfahrungen und lass mir gerne von anderen Menschen mit ihrem System helfen.


Links

  • BdK, Bund der Kunsthandwerker BW e.V., dort finden sich lauter kreative Menschen mit guten Ideen für eine bessere Zukunft
  • Wikipedia Mindmap, ich selber arbeite mit iThoughts, mein Google Maps fürs Gehirn
  • Unternehmerinnen-Netzwerk, unique-e.V., dort triffst du mich regelmäßig freitags beim Co-Working

1 Kommentar

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Liebe Tina,
ich freue mich jedes Mal von dir zu Hören. Was DU/IHR macht interessiert und inspiriert mich. Das mit der Ordnung ist ein besonderes Phänomen. Ich verbringe einiges meiner Zeit mit Suchen auf allen Ebenen. Vielleicht finde ich auch noch einige Kassetten, die ich schon lange entsorgen wollte und es dann doch nicht tat, weil sie mich an vergangene kreative Zeiten erinnerten. Wenn ich sie finde werde ich sie dir schicken…Tänze etc.
Wünsche dir/Euch gutes Gelingen eurer Projekte.
Habe immer noch gewickelte Engel von dir , leider weiß ich nicht mehr, wie sie aufzuhängen sind.
Herzlichste Grüße
Maria Brunner-Heber

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