Kunststück

Wenn eine Kunstausstellung ohne Publikumsverkehr auskommen muss, dann ist Öffentlichkeitsarbeit ein Kunststück.

Was tun, wenn eine Ausstellung geplant und aufgebaut ist, aber niemand darf die Ausstellungsräume betreten?

Dann heißt es, sich besinnen. Was habe ich für Mittel und Möglichkeiten, um trotz geschlossener Tür auf meine Arbeiten aufmerksam zu machen?

Denn Stück für Stück ist vor Ausstellungsbeginn klar: Dieses Kunst-Event wird anders verlaufen, als jedes andere zuvor. Mit Besuch ist zunächst nicht zu rechnen.

Titel : Hochgenuss

Vom Titel der Ausstellung inspiriert, gehe ich ans Werk. Das Umfeld und die kollegiale Hilfe in Heiligenfeld sind ein echter Genuss.

Hochgenuss Ausstellung Heiligenberg
Plakat Ausstellung Hochgenuss GalerieAllerArt Heiligenberg 2021

Dennoch ist Kunst, wie ein vor Ort vorbeigehender Spaziergänger bedauernd meint, „leider doch nicht systemrelevant“. Die Tür zur Galerie bleibt leider zu. (geschrieben am 20.01.21)

Was kann ich tun?

Ein Kunststück will vollbracht sein: Es geht darum, rein optisch und mit Hilfe der Technik über alle mediale Kanäle auf die Ausstellung aufmerksam zu machen.

Der glückliche Zufall will es: Das GalerieAllerArt-Team ist bereit für meine Experimente, sich der Kunst auch auf digitalen Seitenpfaden zu nähern. Ich bin herzlich willkommen, eine Ausstellung aufzubauen, die nur von außen wirkt.

Digitales Experimentierfeld

Ich greife in das experimentelle Versuchskästchen Internet. Wie ein Zauberer aus dem Zylinder ziehe ich den ein und anderen digitalen Hasen hervor und versuche ihn kunstvoll auszuschlachten.

Nummer Eins

Ich nutze Rätselzauber:

  • Was, wenn sich vorbeilaufende Menschen an einem Quiz beteiligen können?
  • Damit sie dem Inhalt meiner Arbeiten auf die Spur kommen?
  • Um besser hinzusehen?

Die Plattform kahoot.it ist das Vehicel mit dem ich meine Fragen an den Mann und die Frau bringen will. Mit zehn Fragen rund um die Kassettenbandgewebe fange ich an. Mitmachen geht mittels QR-Code oder einer PIN nach dem Einlocken über die Plattform. (Link ganz unten)

Screenshot kahoot.it auf Smartphone

Neugierig verfolge ich im Hintergrund, wer es wagt, sich an einem Punktesystem zu messen. Das geht anonym, aber so, dass ich sehen kann, welche Frage zum Ausstieg zwingt.

Aber ach: Auch das Frage stellen und spielen will geübt sein. Und so erreiche ich von der Randgruppe der TextilkunstfreundInnen nur die Randgruppe der Internetaffinen und davon nur die Randgruppe der Spielfreudigen und von denen nur diejenigen, die gerade Zeit haben.

Nummer Zwei

Einen weiteren Trick versuche ich über die Plattform Instagram zu landen. Der Live-Stream soll das Künstlergespräch ersetzen. Geht das?

Die Gesprächspartnerin ist gefunden: Die Künstlerin, Kuratorin und Hochschuldozentin Josephine Bonnet erklärt sich gerne bereit, das Kunststück zu wagen. Sie wird mich, die ich mit meinem Smartphone vor Ort in der Ausstellung stehe, mit Fragen durch die Ausstellung dirigieren.

Kunstgespräch zur Ausstellung auf Instagram @kunstream

Wenn die Technik mitmacht, dann hoffe ich auf Selbsterfahrung der besonderen Art. Ein Gespräch inmitten meiner Arbeiten in physischer Abwesenheit der Fragestellerin: Was dabei wohl herauskommt?

Ich werde berichten. Oder du bist dabei? Dazu ist es notwendig, dem Instagram-Account von Kunstream zu folgen. Im Footer ist ein Link: Willkommen.

Der konventionelle Weg

Selbstverständlich gehe ich mit Kamera und Smartphone durch die Ausstellung und halte in digitaler Form alles fest, was mir wichtig erscheint.

Die Kulisse macht es schwer und leicht. Das Gebäude der Galerie ist bis zum Rand angefüllt mit hochwertiger Kunst und Kunsthandwerk.

Der Bau selber hat sehr viel Charakter. Freigelegtes Fachwerk, Einbauten und die Haustechnik machen einen neutralen Blick auf die Werke unmöglich. Fotos machen: ein Kunststück.

Die Bilderstrecke (hier ein Ausschnitt) zeigt im Nachhinein: Meine Arbeiten bestehen in diesem Umfeld. Ein Hochgenuss. Ich fühle mich bereichert.


Links

1 Kommentar

Kommentieren

Schreibe einen Kommentar