Relation

Wie unterschiedliche Kunstsparten zueinander in Relation stehen können und was das Publikum damit anfängt.

Relativ gesehen ist der Monat Juli für Kunst und Kultur eher ein flauer Monat. Wer besucht schon mitten im Sommer, wenn die Schulferien sich ankündigen, Museen oder Ausstellungen, wer geht zu Kulturveranstaltungen?

In diesem Ausnahme-Corona-Jahr ist jedoch die Dichte an kulturellen Veranstaltungen in Relation zur Anzahl der Tage im Juli enorm.

Den Lockerungen sei Dank, sind plötzlich alle Projekte, die ich aktiv begleitet habe, aus der Planung in die Umsetzung gekommen.

Glück und viel Arbeit

Die Reihe der spartenübergreifenden Projekte beginnt mit der Projektassistenz bei der Tanztheater-Produktion „Night of Experiment – Dreaming“ von Kollegin Sawako Nunotani. Die Premiere: ausverkauft, zwei weitere Aufführungsabende: bestens besucht.

Das Besondere bei diesem Stück: Die Entwicklung aus einer Zusammenarbeit von KünstlerInnen unterschiedlicher Sparten.

Video-Livepainting, Lichtchoreografie, Maskenbau, Komposition, Wort- und Sprachcollagen sind in Relation zur Darstellung der zwei agierenden Tänzer von gleicher Bedeutung. Ohne das Eine wäre das Andere so nicht auf die Bühne gekommen.

Die Glücksmomente auf beiden Seiten der Bühnenkante waren groß. Wir feilen an einer Fortsetzung an anderen Orten.

Querständig, experimentell und aktuell

Unter diesen Schlüsselbegriffen des Stuttgarter Kollektivs für aktuelle Musik, SKAM e.V., wurde die Konzertperformance „Living Repertoires“ entwickelt.

Auch hier treffen drei unterschiedliche Genres zusammen. Der gemeinsame Nenner: eine Installation aus Objekten, gefertigt aus dem Speichermedium Kassettenband.

Einblick in die Ausstellung Speicherplatz, GEDOK-Galerie Stuttgart

Loops und Bewegungsmuster

Ohne Möglichkeit im vorgesehenen Umfeld zu proben, sind wir zu dritt den Weg des Relativierens gegangen.

Um weder dem Tanz, noch der Musik oder den Kassettenbandobjekten Vorrang zu gewähren, kreieren wir Elemente aus erinnerten Bewegungsmustern wie Puzzleteile für die Performance.

Die Momente der Begegnung sind letztendlich zufällig. Zusammenhalt entsteht durch das unterlegte, im Raum verteilte Soundsystem mit akustischen Beiträgen aus unserem alltäglichen Geräuschefundus.

Wir, die Protagonisten bei der Konzertperformance, empfinden über dieses Vorgehen eine große Verbundenheit. Wir, und mit uns unser künstlerischer Ansatz, gehen in Relation zueinander.

Impression Ausstellung Speicherplatz, GEDOK-Galerie Stuttgart

Das Publikum

Der große Beifall bei beiden Formaten der spartenübergreifenden Veranstaltungen ist ein Ansporn, in diese Richtung weiterzugehen. Ein durch Kunst unterschiedlichster Art erlebbarer Raum ist reizvoll, anregend und zeitgemäß.

Die Sprache, die entsteht, scheint in ihrer Vielschichtigkeit verständlich. Die Rezeption der eigenen Haltung während des Entstehungsprozesses trägt mit Sicherheit dazu bei.

Mehr wir, statt ich?

Die Nachfrage bestätigt uns in unserem Tun: Mehr Gesamtkunstwerke dieser Art!

Bestenfalls bauen wir mit diesem Ansatz eine gute Beziehung zu einem interessierten Publikum auf: Von Relation zur Relationship zur Community. Das Newsletter-Abonnement ist ein Schritt auf dem Weg dahin.

Wechselbeziehung

Auch bei meinem Aufenthalt auf der Landesgartenschau in Überlingen wünsche ich mir, mit dem Publikum in Beziehung zu treten.

Die Voraussetzungen sind gegeben: In meinem Gepäck sind allerhand Werkzeuge und Materialien, die zum Handanlegen verführen.

Das persönliche Bewegungsmuster der TeilnehmerInnen wird dafür sorgen, dass in Relation zu meinem Selbermachen-Angebot etwas ganz Eigenes entsteht.


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