Ausstellung machen

Gruppen-Ausstellung in der Galerie Gedok, Stuttgart. 13.-16.2.2020

Wenn du wissen willst wie eine Gruppenausstellung zustande kommt und was sich dabei alles an Organisatorischem dahinter verbirgt, dann lies weiter.

Wenn du gucken willst wie eine Gruppenausstellung aussehen kann, dann komm vorbei: Die Galerie Gedok ist in Stuttgart eine gute Adresse!

Das schreibe ich nicht nur, weil ich dort, seit wann eigentlich? Mitglied bin, sondern weil dieses Ambiente, die Größe, die Lage, das Haus an und für sich eine wunderbare Plattform ist, Kunst zu zeigen und auszuprobieren.

Also : Gruppen-Ausstellung!

Das ist das Gegenteil von Einzelausstellung. Das heißt, der Spaß beginnt im Zusammenfinden. Wer macht mit, wer passt dazu, wer hat wann Zeit? Und die Frage aller Fragen: Was stellen wir aus?

Finde(t) ein Thema

Wenn es nicht einfach ein Sammelsurium an Beliebigkeit werden soll, dann muss ein Thema her. Etwas, was alle oder alles auf einen Nenner bringt. Der rote Faden, das bindende Wort, der Überbau… Falls du auch einmal gemeinsam und in der Gruppe ausstellen willst, dann wirst du deinen Spaß haben: Brainstorming. Such den Titel, finde das Thema. Alles an Ideen muss raus.

Erfahrungsgemäß wird es dann am besten, wenn sich die Schwere des Denkens verflüchtigt. Das geht in entspannter Runde und unter leichtem Zeitdruck. Es geht mit Papier und Bleistift. Auf Zuruf, wenn eine*r mitschreibt.

Hirn, Stift und Papier

Wenn ein Tisch da ist, lässt sich die Weitergeben-Taktik anwenden. Angelehnt an der sechs-drei-fünf-Methode werden drei bis fünf Begriffe oder Stichworte aufgeschrieben und dann wird weitergegeben. Der Zettel vom Nachbarn wird mit wieder fünf Begriffen ergänzt. Bis der eigene Zettel wieder bei dir landet.

So ein Spaß: Da können hübsche Verkettungen herauskommen, ganze Sätze, blödes Zeug, ein rechter Unsinn. Das Ganze lässt sich auch per Mail-Kette oder Chat praktizieren. Funktioniert dann, wenn man sich verabredet. (Zu viel Zeit darf man sich nicht geben. Sonst wird wieder schwer nachgedacht.)

Die Zwischen-Lösung

Bei unserer letzten Gruppen-Ausstellung sind wir ganz ohne Papier und Bleistift, aber sehr entspannt auf den Begriff der Zwischenlösung gekommen. Fanden alle gut. Aus verschiedensten Gründen. Dass der Titel sich dann zu „Zwischen-Lösungen“ ausgewachsen hat, liegt am nachträglichen darüber nachdenken. Immerhin sind wir mehrere ausstellende Personen, so dass sinnigerweise der Plural zum Ausstellungstitel wurde.

Ort vorhanden, Mitmacher gefunden

Titel gebongt, Datum und Uhrzeiten festgelegt, Arbeiten dazu angefangen. Was fehlt: Das ganze Drumherum!

  • Bild und Text für einen Flyer?
  • Ein Plakat?
  • Wer macht die Grafik?
  • Wer lässt drucken?
  • Eröffnungs-Party oder Schluss-Fest?
  • Einführungs-Worte?
  • Lesung oder Musik?
  • Gema-Gebühr fällig?
  • Getränke und Snacks?
  • Musik oder nicht?
  • Aufsicht, wenn geöffnet?
  • Einladung an wen?
  • Social Media bedient?
  • Wer kümmert sich um die Presse?
  • Podeste oder Bildhaken?
  • Beleuchtung?
  • Versicherung der Arbeiten gewünscht?
  • Schlüssel?
  • Blumen?
  • Wer zahlt für was?

Hilfe: Wir machen eine Ausstellung! Ob du es glaubst oder nicht: In der Gruppe macht so etwas trotz den langen Todo-Listen* wirklich Spaß. Vor allem wenn es ans Hängen, Stellen, Legen geht. Wenn so nach und nach sichtbar wird, wovon wir Wochen und Monate zuvor nur gesprochen haben.

Zeitdruck und Zeitplan

Drei Tage vor Eröffnung, das ist so das Minimum, solltest du dir Zeit nehmen: Der erste Tag für die Platzierungen, der zweite für das Ausleuchten und als Puffer, falls das mit dem Hängen, Stellen, Legen auf Hindernisse stößt. Und der dritte Tag: Um zu gucken, ob alles am Platz geblieben ist, das Bier im Kühlschrank, die Gläser geputzt, der Boden gefegt, die Fenster sauber sind.

Organisatorisch bringt jeder so viel seiner künstlerischen Arbeiten wie nur denkbar mit. Plus zugehöriges Hängematerial wie Haken, Kleber, Nadeln und Nägel, Nylonfaden in verschiedenen Stärken. Die Werkzeugtasche, der Akkuschrauber, den Farbtopf: Weiße Farbe, was denn sonst? Pinsel, Walze, Abdeckfolie zum Streichen von Schmuddel-Podesten oder Wandflecken. Die Leiter nicht vergessen!!!

Die Wände: Was darfst du überhaupt? Vorher geklärt? In manch einer Räumlichkeit ist es untersagt, neue Löcher zu fabrizieren.

Wenn alles ausgepackt ist

Dann heisst es: Konzentration! Fang mit dem Stück an, das dringend ausgestellt werden soll, aber voraussichtlich die größten Schwierigkeiten bereitet.

Sei es, weil es sehr groß ist, weil es schwer zu hängen ist, weil es Licht braucht oder kein Licht braucht.

Gut ist, wenn zwei Personen mit diesem Stück durch den Raum wandern können, das Hängen, Stellen, Legen quasi imitieren, so dass ein dritter immer sagen kann: Ja. Oder: Nein. Oder: höher, tiefer, lieber längs oder quer.

Das ist unter Umständen recht sportlich. Besonders dann, wenn ihr, was sehr sinnvoll ist auch die Positionen tauscht. Lass den anderen gucken, und werde zum Höher- oder Tiefer-Halter. Rauf auf die Leiter und wieder runter, dann das Ganze noch einmal

Hängen, nicht würgen

Stück für Stück wird es dann zunächst möglicherweise schwieriger. Gerade in Gruppen-Ausstellungen besteht das Kunststück darin, Dinge, die sich nicht wirklich vertragen in einem Raum unterzubringen.

Wenn es mehrere Räume gibt, ist das einfacher. Was unverträglich scheint, kann so gleich separiert werden. Was seinen Platz gefunden hat: Provisorisch installieren. Denn es kann passieren, dass wegen einem Objekt das ganze Arrangement neu angegangen werden muss.

Ich vergleiche den Aufbau einer Ausstellung gerne mit dem Besuch von besonderen Gästen. Alle wollen ins rechte Licht gerückt sein. Alle wollen und sollen gut, wenn nicht bestens zur Geltung kommen, damit die gemeinsam verbrachte Zeit auch wirklich anregend und damit ein Genuss wird.

Geht, geht nicht?

Schön, wenn das Auge dann beim Gucken Abwechslung erfährt. Das geht am besten, wenn die Hänge-Mannschaft auch einmal Pause macht. Raus gehen aus dem Raum, Augen lüften! Beim nächsten Blick nach dem Break zeigt sich dann: Oha! oder O je!

Tatsächlich habe ich bisher immer mehr Oha! erlebt. Wenn die eigene Arbeit es schafft, sich neben anderen Objekten zu behaupten, dann kann ich mir und auch den KollegInnen auf die Schulter klopfen und sagen: Gut gemacht.

Wie Ausstellungsbesucher von außen die Ausstellung letztendlich wahrnehmen, ist wieder eine ganz andere und sehr, sehr spannende Sache. Woran du erkennst, ob die Ausstellung auf Gegenliebe stößt: Aufenthaltsdauer. Verkauf. (Siehe dazu den Blog-Beitrag: Der Preis der Kunst .) Wiederholungsbesuch. Newsletter-Anmeldung. (Kommender Blog-Beitrag?!)

Willkommen

zum Gucken in der Galerie Gedok, Stuttgart zu Ausstellung „Zwischen-Lösungen“. Das Beste: The artists are present! In wechslender Zusammensetzung während den Öffnungszeiten.

Stichwort *Todo- oder Check-Liste: Die machst du dir eigentlich nur einmal. Wird aber bei jedem Ausstellungsvorhaben angepasst. Wer macht bis wann was? und so weiter! Vorlagen im Internet. Gibt es.

Auf die ToDo-Liste gehört auch: Ausstellung abräumen! Mit allem drum und dran. Hier: Galerie Gedok Stuttgart, FotoTKern

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