Fortschritt

Dies ist ein Beitrag über Formen des Fortschritts, die zum Aufeinandertreffen von Parallelwelten führen

Bei meiner kreativen Arbeit bin ich viel und gerne mit der Hand direkt am Material. Das Fingerspitzengefühl, mit dem ich die Kette für den Webstuhl vorbereite, ist durch Hilfsmittel nicht zu ersetzen.

Sicher, alles was ich wirklich von Hand mache, dauert vergleichsweise etwas lang. Aber ich genieße jeden Meter Garn oder Kassettenband, wenn er mir durch die Hände gleitet.

Fingerglück

Herausforderungen ergeben sich zwischendurch, wenn der sounsovielte Meter dann doch die Fingerspitzen zum Glühen bringt. Da hilft dann ganz fortschrittlich ein moderner Handschuh. Selbst gekauft. Aus Synthetik. Waschbar.

Spulen mit Handschuh FotoTKKern2020

Eine andere Herausforderung ist das Bilder machen. Ein modernes Handy hilft. Wunder über Wunder. Was so ein Apparat alles kann. Zur Hand ist das Gerät auch ganz schnell.

Bilderspaß

Ich nutze mein Handy fleißig und zu vielen Gelegenheiten. Bilder. Selfies. Filme. Zeitrafferaufnahmen.

Der Fortschritt hier: Das Gerät aufs Stativ klemmen. Hände frei. Super!

Und doch zeigt sich, dass meine Arbeiten bei den Schnappschüssen mit Smartphone nicht annähernd die Struktur zeigen, die sie besitzen. Meine Textilien leben vom Volumen und nicht von der Oberfläche.

Fotosession SchneevonGestern(2) FotoTKKern2021

Die Substanz selber ist für mich die Faszination am gewebten Textil schlechthin. Es ist die dritte Dimension, die trägt. Das Drüber und Drunter, welches dafür sorgt, dass Zusammenhalt entsteht.

Sichtbar machen

Da muss dann doch ein bisschen Fortschritt her, um das per Bild zu transportieren, was mit so wichtig ist. Wie das geht? Gemeinsam mit einer Kollegin beschließen wir: Wir wollen unser Fotografiervermögen aufmöbeln.

Bei uns beiden füllt sich daraufhin die Werkstatt mit Mobiliar.

Lektion Eins: Ohne gutes Licht läuft nichts.

Lichtrausch

Was diese Anschaffung der Lichttechnik so nach sich zieht, will ich hier gar nicht so genau ausführen.

Eins ist sicher: Die Menge an Tutorials, die ich in letzter Zeit geguckt habe, hat sich stark vervielfacht. Ich besuche Kurse. Fördermittel sollen den Kostenfaktor eindämmen.

Üben, üben, üben

Fortschritt auf allen Kanälen. Das bedeutet viel Unsicherheit und Übungsbedarf. Frau steht zwischendurch Kopf, gewöhnt sich aber an den Vorgang beim Lernprozess: Erst muss etwas schiefgehen, damit es vorwärts geht.

GrosserAbsacker mit Kopfstandfrau FotoTKKern2021

Fotoglück

Ich gebe mein Bestes. Glücklich macht mich dann der Anblick der eingangs gezeigten Arbeitssituation: Ein fürchertlich rudimentäres Webgerät auf meinem Arbeitstisch, an dem ich meine neuesten Arbeiten realisiere*, umrahmt von den neuen Superstudiolampen. (*Das Ergebnis am Webgerät ist grandios. Mehr dazu später.)

Ich halte die Kuriosität flugs im Bild fest und schaffe es auch noch, die Datei verlustlos auf den Rechner zu übertragen.

Applaus

Da treffen Welten aufeinander. Weburvieh auf neueste Technik. Wie Bananen auf den Nordpol. Saharasand auf den Neckarstrand. Chilenische Blaubeeren im Supermarkt. Finisagen ganz ohne Gäste*.

Das ist das Stichwort: *Hier kannst du die Finisage zur Ausstellung in Heiligenberg besuchen. Ganz gefahrlos aus der Ferne. Zeit- wie ortsfern und doch ein bisschen dabei.

Und was soll ich sagen: Ich hatte Spaß dabei, auch wenn außer der Kamerafrau und Kollegin niemand leibhaftig dabei war.

Alles Fortschritt. Was denn sonst?


Links

  • Die Wortgleichheit zum Fingerglück der Goldschmiede-Kollegin Iris Merkle ist Zufall. Ein Blick auf ihre Seite lohnt sich
  • Hier geht es auch zur Finisage in Heiligenberg.

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