Kunst machen

Wer Kunst macht, braucht Rückmeldung vom Betrachter. Hier ist eine Anleitung mit Tipps zur Selbstreflektion

Eine Methode zur Antwort auf die Frage : Bin ich eine Künstlerin, bin ich ein Künstler?

Du hast Spaß am kreativen Schaffen? Ab und zu rutscht dir der Stift aus, und es kommen interessante Bilder oder Muster auf dein Notizpapier?

In deiner freien Zeit drängt es dich an deinen Arbeitstisch und du schwingst gezielt Stift, Pinsel oder Stylus-Stift auf Papier, Leinwand oder dem Grafik-Tablet?

Du gehst gerne mit allerhand Material um und dabei kommen ansehnliche Dinge heraus?

Du findest, dass diese Sachen so ähnlich aussehen wie das ein oder andere Kunstwerk im Museum?

Deine Familie, Freunde und Freudinnen sagen: Du bist ein Künstler, eine Künstlerin. Stimmt das? Oder sind sie nur nett zu dir?

Bin ich ein Künstler, eine KünstlerIn?

An dieser Frage scheiden sich die Geister. Und das soll auch so bleiben. Immerhin ist die Bezeichnung KünstlerIn nicht geschützt. Nach wie vor tummeln sich in der Szene Menschen, die ohne ein Studium als KünstlerIn unterwegs sind. Ein berühmt-berüchtigtes Zitat des Künstlers Joseph Beuys (†1986) macht dazu regelmäßig die Runde.

Ob mit oder ohne anerkanntem Abschluss: Letztendlich solltest du selber wissen, ob du dich mit deiner Neigung, dich über Material, Bild oder andere Medien auszudrücken als KünstlerIn siehst.

Sicher hast du es als studierter KünstlerIn einfacher mit deinem Selbstverständnis. Und es wird dir leichter gemacht dir einen Namen zu machen, das heißt in der Szene erkannt zu werden. Außerdem hast du während eines Studiums ein Umfeld, von dem du in vielerlei Beziehung profitieren kannst.

Letztendlich ist es aber egal ob du dir die Zeit nehmen kannst, dich über ein Studium deiner gefühlten inneren Berufung zu widmen: Es sind immer die Anderen, die dir sagen können, ob dein Tun eine Wirkung und damit Wert hat.

Ist das, was ich, mache Kunst?

Wenn das tatsächlich für dich eine Frage ist, die dich beschäftigt, dann kannst du beispielsweise mit einem kleinen Selbstversuch eine Antwort finden: Lass deine Arbeiten von anderen Menschen besehen!

Mut zu Öffentlichkeit

Zum Beispiel in kleinem Kreis

Organisiere eine kleine private Kunst-Ausstellung. Sorge dafür, dass der Rahmen stimmt. Du brauchst keinen extra Raum, wenn dein Wohnzimmer oder deine Küche oder dein Flur Platz genug für ein paar Gäste bieten. Lade Gäste ein, die jeweils eine Person mitbringen können. Bitte um Rückmeldung damit du planen kannst. Bleibe vielleicht als UrheberIn der Kunst anonym und verschweige auf der Einladung den Namen der KünstlerIn. Lass dir von deinen besten FreundInnen helfen, beschränke deine Einladung aber nicht auf deinen engen Freundeskreis. Lass den Kreis nicht zu groß werden. Mit maximal acht bis zwölf Gästen hat deine Kunst schon genug Betrachter.

Und wie kommst du jetzt zu einer ehrlichen Meinung? Unter deinen Gästen wird sich kaum ein professioneller Kunstexperte befinden. Und die anderen Gäste sind einfach nett und freuen sich über deine Einladung? Mach ein Frage-Spiel daraus.

Fragen stellen

Mit diesen zwei Fragen an deine Gäste kommst du schon sehr weit*:

  1. Was gefällt dir an dieser Arbeit, der Zeichnung, dem Bild, dem Video am Besten?
  2. Deiner Meinung nach: Was fehlt, was ist zu viel?

Es gibt keine falschen Antworten. Und: Die Antworten betreffen deine Arbeit und nicht dich! Also: Freu dich über jeden Beitrag, auch wenn du vielleicht auf Anhieb nichts damit anfangen kannst.

Die besten Antworten sind begründet und erklären Warum das so ist.

*Das sind die Fragen, die du dir selbst auch immer stellen darfst. 😉

Kunst feiern

Belohne dich und deine Gäste anschließend mit einem Glas Sekt oder einer guten Tasse Tee ;-), einem Häppchen. Das Hingucken und in Worte fassen ist anstrengend. Wenn jeder fünf Minuten lang etwas sagen durfte und alle hingehört haben, dann ist auch schon viel konzentrierte aber auch wertvolle Zeit vergangen. Genieße die Zeit mit den anderen Menschen. Was die Antworten auf die Fragen betrifft: Schlaf drüber.

Der Nachklapp ist dann spannend. Erinnerst du dich an das Gesagte? Was ist bei dir angekommen? Was hat dir zu denken gegeben? Was hat dich geärgert? Wo hättest du am liebsten weggehört? Was macht dich sicher? Hast du dir vielleicht sogar Notizen gemacht? Einzelne Worte kannst du auch jetzt noch notieren. Passen sie? Erzeugen sie Widerspruch? Fordern sie dich heraus?

Ehrlich sein

Jetzt bist du selbst gefordert: Wenn dir das alles als viel zu persönlich war und richtig unter die Haut ging, dann ist das was du malst, zeichnest, formst oder fotografierst vielleicht einfach nur ein Ventil für die Aufarbeitung von inneren Zuständen? Privatsache?

Wenn du aber festgestellt hast, dass deine Arbeiten nicht nur dir sondern auch anderen Menschen etwas sagen, was sich anders nicht ausdrücken lässt, dann hast du da vielleicht das Werkzeug gefunden, das dich zum Künstler oder zur Künstlerin macht.

In beiden Fällen: Weiter machen!

Das hilft und bringt weiter

Schule dich und deine Kunst indem du guckst, was andere machen.

Geh in Ausstellungen, besuche Museen und Kunstvereine. Stell dir auch hier die oben genannten Fragen. Schau nach dem örtlichen Angebot an Kunst-Kursen. Interessiere dich vor allem für Kurse an Einrichtungen, die ein fortlaufendes Angebot anbieten. Wenn es dich gepackt hat, dann versuche Kunst zu studieren. Die Bewerbungsverfahren erfordern in der Regel eine Mappe, die du dir auch mit Hilfe von so genannten Mappen-Kursen erstellen kannst.

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Wie geht es weiter?

Wenn du schon dran bist und deine Haltung stimmt. dann stellt sich dir sicher meistens früher als später die Frage: Wohin mit meiner Kunst? Naheliegend ist, die Kunst zu verkaufen. Wie, wo und wieviel dir deine Kunst dabei wert ist, ist eine immer wiederkehrende Frage. Dazu und was für Alternativen es gibt, werde ich in einem nächsten Artikel schreiben.

Bis dahin: Weiter machen! Kunst machen lohnt sich.

Kunst machen Spass haben
Kunstaktion in der Galerie der Freien Kunstakademie Nürtingen . Foto T.K.Kern

„Jeder Mensch ist ein Künstler.Damit sage ich nichts über die Qualität. Ich sage nur etwas über die prinzipielle Möglichkeit, die in jedem Menschen vorliegt…Das Schöpferische erkläre ich als das Künstlerische, und das ist mein Kunstbegriff.“ Joseph Beuys

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